Humor in stürmischen Zeiten
Wenn das Leben die Wellen hochschlagen lässt
Stürmische Zeiten gehören zum Leben - ob persönliche Krisen, gesellschaftliche Umbrüche oder globale Herausforderungen. In solchen Momenten sehnen wir uns nach Halt, Orientierung und Zuversicht. Doch was, wenn einer der stärksten Anker in uns selbst liegt – in Form einer oft unterschätzten Fähigkeit: dem Humor?
Humor ist weit mehr als eine harmlose Unterhaltung oder eine nette Ablenkung oder nur ein Witz. Er ist eine Lebenskompetenz, eine psychische Haltung, die uns befähigt, schwierige Situationen mit innerer Beweglichkeit, Perspektivwechsel und psychischer Widerstandskraft (Resilienz) zu meistern.
Bild: Mit positiven Humor lassen sich stürmische Zeiten hervorragend meistern * unsplash Armands Brants
1. Humor als psychologische Schutzkraft durch stürmische Zeiten
Psychologen sprechen von Humor als Coping-Strategie, also ein psychologisches Werkzeug, um mit Belastungen gegenüber sich selbst oder Andere umzugehen. Wer Humor kultiviert, schafft eine mentale Distanz zwischen sich und dem Problem. Damit wirkt der Humor in stürmischen Zeiten wie ein echter Schmierstoff.
Das bedeutet nicht, dass Schwierigkeiten weggelacht werden sollten – im Gegenteil: Humor erlaubt uns, die Realität anzuerkennen, den Druck in einer beklemmenden Situation auszuhalten ohne von ihr erdrückt zu werden.
Der Humor erlaubt es uns dabei, Katastrophen in Geschichten, persönliche Missgeschicke in Anekdoten und Ohnmacht in Handlungsfähigkeit umzuwandeln und helfen so die stürmischen Zeiten zu überstehen.
Ein Beispiel: Eine Krankenschwester auf einer Intensivstation erzählte einmal, dass sie und ihr Team in besonders belastenden Schichten kleine Witze austauschten. „Wir lachen nicht über die Situation“, sagte sie, „sondern trotz ihr.“ Dieses „trotzdem Lachen“ ist das Herzstück von Resilienz.
Anderes Beispiel: Eine Lehrerin, die während der Pandemie ständig technische Pannen im Online-Unterricht erlebte, begann, die Störungen in einer „Pannensammlung“ zu dokumentieren. Jede neue Panne brachte sie und ihre Schüler zum Lachen – und machte das Unvermeidliche leichter. Das ist eine tolle Bewältigungstrategie. So wurde aus Frust gemeinsames Gelächter – und aus Kontrollverlust Verbundenheit.
Bitte fragen Sie sich mal selbst: Wann haben Sie das letzte Mal in einer schwierigen Situation gelacht – vielleicht sogar wider Erwarten? Was hat das Lachen in Ihnen verändert?
2. Die Wissenschaft des Lachens (Gelotologie) – was in Körper und Gehirn passiert
Lachen ist ein kleines Wunder der Biochemie. Wenn wir lachen, schüttet unser Körper Endorphine, Dopamin und Serotonin aus – die sogenannten Glückshormone. Gleichzeitig sinkt der Cortisolspiegel, das Stresshormon. Das Herz schlägt ruhiger, die Muskulatur entspannt sich, das Immunsystem wird aktiviert. Schon wenige Minuten herzhaften Lachens können messbar positive Effekte haben.
Bild: Lächeln hilft durch stürmische Zeiten * unsplash Gabriel Silvério
Neurowissenschaftlich betrachtet ist Humor eine komplexe Gehirnleistung: Wir müssen Unstimmigkeiten erkennen, Bedeutungen neu kombinieren und gleichzeitig soziale Kontexte verstehen. Dieses geistige Jonglieren trainiert Kreativität, Empathie und kognitive Flexibilität – alles Fähigkeiten, die wir in schwierigen Zeiten dringend brauchen.
Beispiel: In einer Reha-Klinik führte ein Therapeut „Lachzeiten“ ein. Patienten trafen sich, um absurde Alltagsgeschichten zu teilen oder gemeinsam zu kichern – oft aus dem Nichts. Nach wenigen Wochen berichteten viele: „Ich fühle mich leichter. Nicht, weil alles gut ist – sondern weil ich wieder Zugang zu mir habe.“
Mini-Übung: Der Mikro-Lachmoment
Wenn du gestresst bist, lächle für 60 Sekunden – auch ohne Grund. Das Gehirn erkennt nicht, ob das Lächeln „echt“ oder „gespielt“ ist, und reagiert mit denselben Glücksbotenstoffen.
Man nennt das den Facial-Feedback-Effekt – eine einfache, aber wirksame Selbstregulationstechnik.
3. Humor als soziale Brücke
Humor verbindet Menschen – gerade dann, wenn Angst, Unsicherheit oder Konflikte drohen, uns zu trennen. Genau das benötigen wir in stürmischen Zeiten. Im Prinzip ist liegt die Lösung so nah: Gemeinsames Lachen schafft Nähe, baut Spannungen ab und ermöglicht Kommunikation auf einer menschlichen Ebene. In Teams stärkt Humor das Vertrauen, in Familien mildert er Konflikte, und selbst in Krisenkommunikation kann er Türen öffnen.
Ein Lächeln ist universell verständlich. Es sagt: „Ich bin freundlich gestimmt. Du bist sicher bei mir.“ In Zeiten, in denen Spaltung und Misstrauen wachsen, kann Humor zum sozialen Kitt werden, der das Miteinander zusammenhält.
Praxisbeispiel: In einem Krankenhaus-Team führte eine Pflegerin das Ritual des „Feierabendlachens“ ein: Fünf Minuten gemeinsamer Rückblick auf das Kuriose des Tages. Anfangs belächelt, später geliebt – es half dem Team, Belastungen zu verarbeiten, statt sie mit nach Hause zu nehmen.
Reflexionsfrage: Wann haben Sie zuletzt in stürmischen Zeiten gemeinsam mit anderen gelacht – nicht über jemanden, sondern mit jemandem? Wie hat sich das auf die Beziehung ausgewirkt?
Übung: Humor teilen
Erzählen Sie heute jemandem eine kleine Alltagskomik aus Ihrem Leben. Nicht als Witz, sondern als ehrliche, humorvolle Geschichte. Beobachten Sie, wie sich das Gespräch verändert.
Oft entsteht durch gemeinsames Lachen ein tieferes Gefühl von Nähe und Leichtigkeit.
4. Lebenskompetenz Humor und dessen Einsatz in stürmischen Zeiten – kann man das lernen?
Ja, man kann. Humor ist kein angeborenes Talent, sondern eine Haltung, die sich trainieren lässt.
Die Positive Psychologie beschreibt Humor als eine der 24 Charakterstärken, die das Wohlbefinden fördern. Wer Humor kultiviert, stärkt gleichzeitig Optimismus, Dankbarkeit, soziale Intelligenz und weitere Charakterstärken!
Praktische Wege, Humor zu entwickeln:
- Perspektivwechsel üben: Frage dich in schwierigen Situationen: „Wie würde eine Komödie diese Szene darstellen?“
- Fehlerfreundlichkeit kultivieren: Über eigene Missgeschicke lachen zu können, entlastet und befreit.
- Humorvolle Rituale schaffen: Ein gemeinsames „Lachmoment“-Ritual in der Familie oder im Team kann Wunder wirken.
- Humor bewusst wahrnehmen: Sammle Alltagskomik, absurde Momente, witzige Formulierungen – das schärft den Blick für das Leichte im Schweren.
- Praxisbeispiel: Eine Führungskraft begann, ihre Teammeetings mit der Frage zu eröffnen: „Was war heute euer größter kleiner Blödsinn?“
Das Resultat: ein lebendigeres Teamklima, weniger Angst vor Fehlern und mehr Offenheit.
- Übung: Das humorvolle Tagebuch
Führen Sie ein „Komik-Journal“. Notieren Sie täglich drei Momente, die dich schmunzeln ließen – egal wie klein. Nach zwei Wochen werden Sie feststellen, dass Sie Alltagskomik schneller bemerken.
Das Gehirn lernt, auf das Leichte zu fokussieren – eine sanfte Schulung des inneren Humorradars.
5. Die Balance: Humor mit Herz
Nicht jeder Witz heilt. Der Humor hat gegenüber dem Witz ein vile höheres "Heilungspotential". Bewußt und gut eingesetzt, wirkt er sehr in stürmischen Zeiten sehr gut.
Humor sollte nie verletzen oder abwerten – sonst verliert der Humor seine heilsame Kraft. Der Unterschied zwischen herzlichem Humor und zynischem Spott liegt in der Haltung: Humor mit Herz lacht mit, nicht über andere. Er dient dem Leben, nicht der Abwehr. Gerade in stürmischen Zeiten brauchen wir diese Form des Humors: warm, menschlich und verbindend. Er tröstet, ohne zu verharmlosen, und inspiriert, ohne zu flüchten.
Beispiel: Eine ältere Dame im Pflegeheim sagte einmal: „Ich lache über meine Gebrechen, bevor sie über mich lachen.“ Dieses Lachen war nicht trotzig, sondern würdevoll – eine Form von Selbstermächtigung.
Reflexionsfrage: Wie können Sie Humor einsetzen, ohne andere zu verletzen – und gleichzeitig Ihre eigene Leichtigkeit bewahren?
Bild: wie setzte ich in stürmischen Zeiten Humor ein? * unsplash Joel Muniz
6. Fazit: Lachen als Akt des Mutes
In Krisen, z.B. in stürmischen Zeiten, zu lachen ist kein Zeichen von Naivität, sondern von Mut. Es bedeutet: Ich lasse mich nicht vom Dunkel verschlingen. Humor erinnert uns daran, dass wir selbst in schwierigen Momenten Einfluss haben – auf unsere Haltung, unsere Wahrnehmung und unsere Energie. So wird Humor zu einer Lebenskompetenz, die uns trägt, wenn der Boden unter den Füßen schwankt. Oder, um es mit Viktor Frankl zu sagen, der selbst im Konzentrationslager die Kraft des Humors entdeckte: „Humor war für ihn eine Waffe der Seele im Kampf um ihre Selbsterhaltung.“ Viktor Frankl, der selbst unter extremen Bedingungen überleben musste, sagte: „Humor ist eine Waffe der Seele im Kampf durch stürmische Zeiten und um die Selbsterhaltung.“
Lachen ist also kein Luxus – es ist Überlebenskunst, also sehr gut geeignet im Umgang mit stürmischen Zeiten. Es hält uns beweglich, empathisch und lebendig. Wer lacht, kapituliert nicht – er atmet durch.
Schlussgedanke
Humor ist kein Luxus, sondern Überlebenskunst. Wer lacht, bleibt beweglich. Und wer beweglich bleibt, geht nicht unter – auch nicht in stürmischen Zeiten.
Zum Abschluss: Kleine Alltagspraxis (nicht nur) bei stürmischen Zeiten
- Lächle-Challenge: Begrüßen Sie heute jede Person mit einem Lächeln – selbst, wenn Ihnen nicht danach ist.
- Fehlerfreundlichkeit: Wenn etwas schiefgeht, sagen Sie sich laut: „Na, das war filmreif!“
- Humoranker: Legen Sie einen kleinen Gegenstand (z. B. eine Quietscheente, eine bunte Socke) sichtbar hin – als Erinnerung daran, dass das Leben nicht immer ernst sein muss.
Humor ist kein Luxus des Glücks, sondern eine Haltung des Herzens und das brauchen wir in stürmischen Zeiten.
Bei der VHS Ludwigsburg können Sie im aktuellen Heft September 2025 - Februar 2026 "Humor durch stürmische Zeiten" entdecken und im Workshop aktiv miterleben:

Bild: Mit Humor durch stürmische Zeiten - Lachen als Lebenskompetenz
Link: Mit Humor durch stürmische Zeiten * Lachen als Lebenskompetenz
1 Tag, 31.01.2026 Samstag, 09:30 - 12:30 Uhr |
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Kursgebühr: 69,00 € pro Person |